Der jährliche »Tag der
Sommerfrische« am 22. August 2021 widmet sich dieses Jahr der besonderen Kulturlandschaft
des Schwarzatals.
Details unter: tag-der-sommerfrische.de.
Der Ausdruck »Sommerfrische« hat sich in Deutschland im 19. Jahrhundert etabliert. Das Übersiedeln vom Quartier in der Stadt auf den Landsitz ist schon in der Antike üblich gewesen. Mit dem Aufblühen der Städte wurde seit der Renaissance in Kreisen der Aristokratie der saisonale Wechsel von Stadtpalais (Winterschloss) in die Sommerresidenz gepflegt. Mit der Industrialisierung ging der Brauch auf das gehobene Bürgertum über. Ab dem 19. Jahrhundert wurde Europa durch die Eisenbahn erschlossen, der früher aufwändige und unbequeme Ortswechsel wurde zur Erholungsreise.
Damit war ab Mitte des 19. Jahrhunderts die »Sommerfrische« fester Bestandteil des Sommerlebens der Aristokratie und des wohlhabenden Bürgertums und erreichte im 20. Jahrhundert die breiten Massen. Wer sich keinen eigenen Sommersitz leisten konnte, quartierte sich in Gasthäusern und Privatquartieren ein. So sind »Sommerfrische« und der beginnende Tourismus eng miteinander verbunden. Ergänzend entstanden die örtlichen Unterhaltungsangebote für die »Sommerfrischler«, wie das vorher unübliche Freibaden an Seen, das Wandern oder Bergsteigen.
Daneben entwickelten sich auch Infrastrukturen – u.a. Straßen, Wanderwege mit Aussichtspunkten für die Erholung in der Natur, Bäder für den Sport, sowie Pavillons für Vergnügungen. Auch Handwerksbetriebe, die zum einen für das Schloss Schwarzburg arbeiteten, aber auch die »Sommerfrische-Architekturen« erschufen, siedelten sich an. Die ökonomischen Grundlagen der Region richteten sich in starkem Maße an den Sommergästen aus. Ab ca. 1880 bis zum ersten Weltkrieg reisten jährlich etwa 13.000 bis 18.000 Besucher in das Schwarzatal. Prominentester Sommergast war Friedrich Ebert, der 1919 als damaliger Reichspräsident in Schwarzburg die Weimarer Verfassung unterzeichnete.
Auch in der DDR-Zeit war das Schwarzatal ein beliebtes touristisches Ziel, zumeist über den organisierten FDGB-Tourismus und umrahmt durch vielfältige kulturelle Angebote. Mit der Grenzöffnung 1989 ging die Nachfrage jedoch schlagartig zurück.
Von 1880 bis 1940 entwickelten sich im Schwarzatal die sogenannten »Sommerfrische-Architekturen« – im Regelfall zweistöckige Häuser mit angebauten Balkonen in der oberen Etage für den Blick in die Landschaft, im Erdgeschoss mit Laubengängen und oftmals mit Türmchen versehen. Ähnlich wie die Bäderarchitektur – vor 1900 besonders im Ostseeraum oder auch in den Kurbädern – zeichnet sich die »Sommerfrische-Architektur« durch eine markante und wiedererkennbare Sprache aus. Eine Vielzahl an Hotels und Pensionen entstand im Schwarzatal.
Neben der dramatisch schönen Landschaft des Schwarzatals gibt es eine Vielzahl dieser Sommerfrische Häuser, die darauf warten wiederentdeckt und erobert zu werden.
23. August 2020 · Schwarzatal
Erzählcafés, Führungen, kleine Ausstellungen sowie Musik in der Natur. Bei hausgemachten Kuchen, Kaffee und kalten Getränken die Geschichte der Sommerfrische erleben. Das erwartete Sie am »Tag der Sommerfrische« in der einzigartigen Landschaft des Schwarzatals am Rande des Thüringer Walds. Ein Highlight war der »Lange Tisch der regionalen Produkte« sein, der erstmalig am Bahnhof Rottenbach stattfindet sowie das Erzählcafé am Vorabend auf der Terrasse von Schloss Schwarzburg.
Der nächste Tag der Sommerfrische findet im August 2021 statt.
Einen Rückblick auf die Aktivitäten in 2020 finden Sie unter https://tag-der-sommerfrische.de